Das Nilkrokodil sieht nicht nur aus wie ein Dinosaurier, es ist auch einer. Das Crocodylus niloticus gehört zur Gruppe der Archosaurier, die unsere Erde bereits seit über 200 Millionen Jahren bevölkern. Nilkrokodile sind nach den Leistenkrokodilen die zweitgrößte lebende Krokodilart. Einst in Ägypten verehrt, grundsätzlich von Menschen gefürchtet und bei Modedesignern als Lederspender begehrt, profitiert das Reptil von perfekter Evolution. Jegliche Veränderung würde einen Rückschritt bedeuten.
Eckdaten und Charakteristika des Nilkrokodils
Das Nilkrokodil ist eine Panzerechse aus der Familie der Echten Krokodile. Entgegen der Namensgebung lebt das Tier jedoch nicht nur im Nil, sondern in auch in anderen Gewässern auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Es ist ein Süßwasserbewohner. Die übliche Länge bewegt sich im Bereich zwischen 3 und 4 Metern, wobei die Männchen etwas größer als die Weibchen sind. Ausnahmen können bis zu 6 Meter lang werden. Die bekannte Höchstgrenze liegt bei 6,5 Metern. Ihr Gewicht kann dabei bis zu 1.000 Kilogramm betragen, der Durchschnitt liegt bei 250 Kilogramm. Ihre Rückenfärbung ist eine Mischung aus grau, grün und braun mit schwarzen Flecken. Der Bauch hat eine helle Farbe.
Ihre Augen, Ohren und Nasenlöcher befinden sich weit oben am Schädel, so dass sie beim Schweben unter der Wasseroberfläche nahezu unsichtbar sind und dennoch mögliche Beute ausmachen können. Ein besonderes Merkmal der Echten Krokodile ist der verlängerte vierte Zahn am Unterkiefer, der bei geschlossenem Maul sichtbar ist. In diesem befinden sich über 60 nachwachsende Zähne. Die Form des Mauls ist keilförmig und wie der Rest des Körpers eher flach. Obwohl das Krokodil sich hauptsächlich im Wasser aufhält, lassen die gedrungenen, kräftigen Beine auch kurze Sprints zu. Das wirkt zwar unbeholfen, ist aber nicht zu unterschätzen. Im Wasser hingegen bewegen sich die Jäger dank ihres langen, seitlich abgeflachten Schwanzes, der als Ruder dient, geschmeidig und schnell.
Jagd und Fressverhalten
Nilkrokodile sind Fleischfresser und bei der Wahl ihrer Beute nicht anspruchsvoll. Das Fressverhalten unterscheidet sich aber bei Jung- und ausgewachsenen Tieren. Halbwüchsige Exemplare ernähren sich hauptsächlich von Insekten, kleineren Wirbeltieren und seltener von Fisch. Bei ausgewachsenen Tieren stehen grundsätzlich Fische und Wasservögel auf dem Speiseplan. Sie scheuen aber auch nicht davor zurück, größeres Getier vom Ufer ins Wasser zu zerren.
Tiere, deren die spitzen Zähne einmal habhaft geworden sind, haben nur sehr geringe Chancen, diesen wieder zu entkommen. Unachtsame Beute, wie beispielsweise Antilopen oder Zebras, welche sich zum Trinken dem Gewässer nähert, wird mit einer blitzschnellen Attacke gepackt und ins Wasser gezogen. Ist die Beute zu groß, um sie am Stück herunterzuschlucken, dreht sich der Jäger rasch wie eine Rolle um seine Längsachse und reißt somit Stücke aus seinem Opfer. Da ihnen das Kauen mit den starren Kiefern nicht möglich ist, werfen sie ihren Kopf ruckweise nach hinten und befördern so das Fleisch in ihren Rachen.
Nachwuchs und soziale Gefüge
Ein Nilkrokodil ist nach 8 bis 10 Jahren geschlechtsreif. Für die Männchen bedeutet das Revierverteidigung. Weibchen fühlen sich nicht an ein Territorium gebunden. Der Paarungstanz besteht bei beiden Geschlechtern aus Kopf heben und brüllen. Das Männchen steigt für den anschließenden Akt seitlich auf das Weibchen. Die Paarungszeit ist übrigens regional unterschiedlich und über das ganze Jahr verteilt. Die Schwangerschaft dauert ca. 5 Monate. Im Anschluss legt das Weibchen bis zu 80 Eier. Hierfür hat es vorher in sicherem Abstand vom Ufer ein Loch gegraben. Hierin wird das Gelege nun verscharrt und mit verrottenden Pflanzenresten abdeckt, die Wärme erzeugen. Das Nest wird ab nun vom Weibchen bewacht.
Nilkrokodile besitzen keine Geschlechtschromosomen und somit wird die Wärme im Nest zum entscheidenden Faktor. Bei niedrigeren Temperaturen in der Brutstelle – bis ca. 30°C – entwickeln sich Weibchen, bei höheren Temperaturen Männchen. Nach 2 bis 3 Monaten schlüpfen die Jungen. Sie geben hierfür froschartige oder fiepende Laute von sich. Die Mutter leistet bei Bedarf Geburtshilfe und trägt ihre Brut anschließend im Maul zum Wasser. Die Jungen sind bereits ca. 30 cm groß. Die Mutter betreibt eine ausgiebige Brutpflege. Anfangs bleiben die Jungen stets in ihrer Nähe und tauchen bei Gefahr ab bzw. suchen Schutz. Ungeachtet dessen stehen die Überlebenschancen für die jungen Krokodile eher schlecht. Das erklärt auch die hohe Menge von bis zu 80 Eiern. Das mag viel erscheinen. Jedoch überlebt nur ein kleiner Bruchteil davon die ersten Lebensjahre. Entweder werden die Gelege von Räubern heimgesucht oder die Jungtiere fallen größeren Fleischfressern zum Opfer. Die Verlustrate liegt hier zwischen 50 und 90%.
Über die sozialen Gefüge ist nicht allzu viel bekannt. Es ist jedoch häufig zu beobachten, dass Nilkrokodile im Rudel jagen. Besonders bei größeren Beutetieren unterstützen sie sich gegenseitig. Auch sieht man selten ein einzelnes Nilkrokodilirgendwo herumliegen. Sie dösen den Großteil des Tages in der Sonne vor sich hin und das immer in größeren Gruppen.
Der Mensch ist der größte Feind
Ein ausgewachsenes Nilkrokodil besitzt im Grunde keine natürlichen Feinde. Einzig der Mensch hat es im Laufe des 20. Jahrhunderts geschafft, die Art an der Rand der Ausrottung zu bringen. Krokodilleder war heiß begehrt und somit wurden die Tiere zur Befriedigung der Luxussucht der Menschen gnadenlos geschossen. Auch ihre angebliche Neigung, Menschen bewusst anzugreifen, trug nicht dazu bei, sie beim Volk beliebter zu machen. Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass Krokodile für Angriffe, häufig mit Todesfolge, verantwortlich sind. Dies ist aber darauf zurückzuführen, dass Menschen in ihren Lebensraum eindringen. Unachtsame Badegäste in Gewässern mit Krokodilen werden von diesen wie ganz normale Beute behandelt. Der Jagd auf Nilkrokodile wurde in den 1980er Jahren mittels Verboten endlich unter Strafe gestellt, nachdem die Art von der IUCN bereits als gefährdet eingestuft worden war. Seit 1996 gelten die Bestände wieder als erholt und die Einstufung wurde auf nicht bedroht gesetzt.
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