Für viele Reptilien- und Amphibienliebhaber ist es ein Rätsel, wie Echsen, Kröten, Schlangen und Frösche außerhalb der geschützten Welt des Terrariums den Winter überleben. „Winterstarre“ ist ein Schlagwort, das häufig in diesem Zusammenhang genannt wird. Doch wie verhalten sich Reptilien und Amphibien im Winter wirklich?
Verfallen Reptilien und Amphibien wirklich in eine „Winterstarre“?
Im Winter suchen die wechselwarmen Tiere sich eine frostfreie Bleibe im Wasser oder in der Erde. Zwar schränken Reptilien und Amphibien alle Aktivitäten stark ein, in eine regelrechte „Starre“ verfallen sie allerdings nicht. Da bei extrem niedrigen Temperaturen keine Nahrung aufgenommen werden kann, werden die Körperfunktionen ebenfalls auf ein Minimum heruntergefahren.
Welchen Zeitraum umfasst die Winterruhe der Amphibien und Reptilien?
Um über die Winterruhe zu kommen, benötigen die Tiere, wie man so schön sagt „Winterspeck“, um von dieser Reserve zehren zu können. Da die normale Winterruhe für die Amphibien und Reptilien Mitte bis Ende Oktober beginnt, versuchen die Tiere in den Monaten zuvor, ihre Energiereserven aufzufüllen. Schließlich müssen die beiden Tiergruppen bis Ende März davon zehren können.
Welche Winterresidenz bevorzugen Reptilien?
Wer einen Garten mit Komposthaufen besitzt, sollte sich nicht wundern, wenn er darin ein Reptil vorfindet. Reptilien suchen sich für die Winterruhe nämlich gerne mal einen Komposthaufen aus. Holzbeigen, Strohhaufen, Steinhaufen, Laubhaufen, dichte Vegetation, Baumstrünke, Bodenlöcher und Spalten aller Art werden ebenfalls gerne für die Winterruhe genutzt. Alle Stellen, bei denen viel Feuchtigkeit vorhanden ist, wie nasser Boden, werden gemieden, da dort alles stärker durchfriert.
Welche Winterresidenz bevorzugen Amphibien?
Amphibien, die zunächst die Metamorphose durchlaufen haben, können sowohl im Wasser als auch an Land überwintern. Einige Arten haben sich allerdings auf eine Überwinterung an Land spezialisiert. Ausschließlich im Wasser überwintert jedoch keine der bekannten Amphibienarten. Im Laufe des Oktobers ziehen sich die Tiere ins Winterquartier zurück. An den Unterschlupf stellen die Amphibien in etwa die gleichen Ansprüche wie Reptilien, weshalb auch sie in Laub-, Stein- und Strohhaufen, sowie in Baumstrünken, Bodenlöchern und Erdspalten unterkommen. Amphibien, die im Wasser eine zeitweise Überwinterung suchen, suchen sich in der Regel eine Wasserstelle im fließenden Gewässer, welche eine gute Sauerstoffversorgung auch bei geschlossener Eisdecke gewährleistet, aus.
Wie funktioniert bei den Reptilien das Überleben ohne Fressen im Winter?
Im Winter fressen Reptilien generell nichts. Die Nahrung kann in dieser Zeit nämlich nicht verdaut werden. Aus diesem Grund greifen die Tiere auf Fettreserven, die im Gewebe angelegt wurden, zurück. Die Fettreserven bauen sich langsam ab, bis die warmen Temperaturen die Tiere wieder ins „normale“ Leben zurückrufen. Um mit den Reserven zu haushalten, werden alle Körperfunktionen reduziert, was die Reptilien in dieser Zeit schwerfällig und träge werden lässt. Im Winterquartier bleiben die Reptilien jedoch bewegungsfähig und können ihre Umgebung mit den Sinnesorganen wahrnehmen.
Wie funktioniert das Überleben der Amphibien im Winter?
Amphibien, die unter der Eisdecke überwintern, sind meist recht aktiv und schwimmen herum. Selbst Paarungen können bereits während der Winterruhe vorkommen. Grundsätzlich fahren die Amphibien allerdings auch ihren Stoffwechsel herunter. Trotzdem bleiben die Tiere mobil und sind in der Lage zwischenzeitlich das Versteck zu wechseln. Einige Arten nehmen, sofern vorhanden, auch Nahrung auf. Von einer „Winterstarre“ ist auch bei Amphibien nichts zu sehen.
Fazit
Grundsätzlich verhalten sich die verschiedenen Arten der Reptilien als auch Amphibien im Winter nicht alle gleich. Wer sich für eine bestimmte Gattung interessiert, sollte sich genau mit deren Verhalten beschäftigen. Denn die Vorlieben in Sachen Winterruhe sind zwar häufig ähnlich, aber nicht gleich. So sind Feuersalamander im Winter durchaus zur Annahme von Futter bereit und auch häufiger außerhalb ihres Winterquartiers zu finden. Grasfrosch- oder Springfroschmännchen können bereits bei knapp unter Null Grad und Schneefall mit ihrem Chorgesang beginnen, während einige Reptilienarten bis tief in den März hinein nicht einmal daran denken auch nur einen Muskel zu bewegen. So vielfältig wie die Artenvielfalt, so vielfältig auch die Art zu überwintern!
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